• Hallo Othi,

    in der Abteilung "Wettermeldung" fehlt m.E. noch eine Option bzw. Symbol für "Hochnebel".
    Es ist oft schwierig zwischen "bedeckt" und "Nebel" zu unterscheiden.
    "Hochnebel" würde da eine Lücke schliessen.
    Bitte nur als Anregung verstehen.
    Gruss mischu

    Wetterstation Rönkhausen ID 4065

  • mischu

    Das Wort Hochnebel ist ein hauptsächlich durch Medien und Wettervorhersagetexte geprägter Begriff, der durch seinen Namen eine Kombination von "Nebel" und "Höhe" suggeriert, die es jedoch in der standardisierten internationalen Wetterbeobachtung nach WMO-Regularien gar nicht gibt.

    Denn bei Hochnebel herrscht in aller Regel kein Nebel und meist auch kein Bodennebel, d.h. die Sichtweite am Boden sowie in der üblichen Augenhöhe (rund 2 m) beträgt mehr als 1000 m in der Horizontalen. Die für rein flugmeteorologische Zwecke interessante Vertikalsicht (RVR) spielt im zivilen Leben, also im "normalen" Wetterdienst und Wetterbericht ebenfalls keine Rolle. Die uns interessierende horizontale Sichtweite wird als MOR gemessen bzw. bezeichnet (Meteorogical Optical Range).

    Was ist Hochnebel wirklich?
    Hochnebel sind gleichförmige schichtartige tiefe Wolken (klassischerweise Stratus nebulosus oder im Fall von - ganz überwiegend leichten, in den unteren feuchten Atmosphärenschichten und ohne dynamischen Aufwind erzeugten - Niederschlägen wie Sprühregen/Nieselregen/Schneegriesel auch der fetzenförmig darunterhängende Stratus fractus), die sich entweder an einer bereits vorhandenen Inversionsschicht bildet oder aus einer Bodeninversion hervorgeht.
    Hintergrund: Durch nächtliche Ausstrahlung kommt es vor allem bei windschwachen Wetterlagen im Herbst und Winter häufig zur Herausbildung einer Bodeninversion, wenn sich die unmittelbare Erdoberfläche, besonders in Geländevertiefungen (Senken, Mulden, Flusstäler/-auen) schneller und stärker auskühlt als an Hängen, auf Hügeln oder Kuppen.

    Beobachtungstechnisch beschreibt der Begriff Hochnebel einen Bewölkungszustand, also keinen im Zusammenhang mit stark verminderter Sichtweite stehenden Wetterzustand. Dunst und auch Bodennebel werden zumindest bei AWEKAS nicht gemeldet, sodass bei Wetterlagen mit Hochnebel i.d.R. der Wetterzustand "bedeckt" zu melden ist. Hintergrund: Lediglich "richtiger" Nebel wird in Augenhöhe als für den Straßen- und Schienenverkehr gefährlich erachtet, Hochnebel sowie der sehr flache Wiesennebel (Bodennebel) jedoch kaum.
    [Alle diese Erläuterungen beziehen sich auf das Flachland bis zu einer Höhe von ca. 700-1000 m. In Gebirgsregionen kommt Hochnebel viel seltener bis gar nicht vor, dafür sind dort andere Phänomene wie Talnebel, aufliegende und durchziehende Nebelbänke ["Station in Wolken"] beobachtbar.]

    Aus den Beobachtungsrichtlinien des DWD ergibt sich im Detail unter der Auslegung von WMO-Definitionen und -Festlegungen (CIMO Guide) Folgendes, v. a. hinsichtlich Bedeckungsgrad, Sichtweite und ww (Wetterzustandscode):

    - Hochnebel: Bei bedecktem Himmel ist es zwar völlig trübe (vollständig geschlossene Wolkendecke), die horizontale Sichtweite beträgt jedoch in Augenhöhe (2 m über dem Erdboden) in allen Richtungen mindestens 1000 m oder mehr.

    - Bei einer Sichtweite von mehr als 1000 m, aber weniger als 8000 m (sowie gleichzeitig bedecktem Himmel) spricht man von dunstig-trübem Wetter. Bei einer relativen Luftfeuchte zwischen 80 und 100 % herrscht feuchter Dunst (internationaler ww-Code 10), bei Luftfeuchtewerten unter 80 % trockener Dunst (ww-Code 05). Trockener Dunst herrscht häufig auch dann, wenn der Himmel nicht bedeckt ist. Die Herabsetzung der Sichtweite ist dann nicht durch schwebende Wassertröpfchen in der Luft, sondern durch andere in der Luft schwebende Partikel verursacht (sogenannte Aerosole - meist Staub, Sandpartikel, Salzkristalle). Mitunter ist die Sicht auch durch Heide- oder Waldbrände, Rauch, Vulkanasche oder sonstige anthropogene Einträge wie z.B. Silvesterraketen reduziert (Stichwort "Böllernebel") - in diesen Fällen wird ww-Code 04 gemeldet.

    - Bei einer Sichtweite unter 1000 m in einer Höhe von weniger als 2 m spricht man von Bodennebel (ww-Code 12). Dieser bildet sich meist zuerst über feuchten Wiesen von Geländevertiefungen (Senken, Mulden, Flusstälern). Bei nicht durchgehendem Bodennebel, sondern nur einzelnen Schwaden oder Bänken wird ww-Code 11 gemeldet. Bodennebelschwaden sind in der Regel eine Vorform von durchgehendem Bodennebel, und Bodennebel kann eine eine Vor- oder Begleitform von "richtigem" Nebel sein.

    - Erst bei einer Sichtweite unter 1000 m in Augenhöhe (rund 2 m über dem Boden) herrscht wirklich Nebel (ww-Codes 42 bis 47, je nachdem ob der Nebel seit seinem Einsetzen stärker oder schwächer geworden ist und ob der Himmel oberhalb des Nebels noch erkennbar ist oder nicht). Nebel muss immer in einer Winkelerstreckung von mindestens 30 Grad auftreten (also mindestens 1/12 der Windrose abdecken). Sofern Nebel um einen Beobachtungsort herum relativ gleichmäßig auftritt, die Sicht an der Station selbst jedoch noch geringfügig besser ist, spricht man von Nebel in der Umgebung (ww-Code 40), ansonsten bei einer Winkelerstreckung des Nebels von weniger als 30 Grad von vereinzelten Nebelschwaden oder -bänken (ww-Code 41). Bei Lufttemperaturen unter 0°C, einer MOR von unter 1000 m sowie gleichzeitigen Nebelfrostablagerungen (sprich Rauhreif) herrscht sogenannter "Eisnebel" bzw. "gefrierender Nebel" (ww-Codes 48 und 49).

    Fazit für uns:

    Falls ein Beobachter stärkeren Dunst, Bodennebel oder Nebelschwaden bzw. Nebelbänke (mit oder oder ohne gleichzeitigen Hochnebel) festgestellt hat und er ganz sicher ist, dass sich dieser zu echtem Nebel verstärken wird, sollte bei AWEKAS eine "Warnung vor starkem Nebel" (Nebelpiktogramm mit rotem Warnsymbol) gemeldet werden.
    Der Wetterzustand "Nebel" (ohne rotes Symbol) hingegen sollte erst dann gemeldet werden, wenn entsprechend DWD-/WMO-Definition die Sichtweite tatsächlich 2 Meter über dem Erdboden verbreitet unter 1000 Meter gesunken ist.

    Im Gegensatz zu rein automatischen Wettersensoren darf der Wetterzustand "Nebel" in einigen Fällen nicht bei AWEKAS gemeldet werden, nämlich wenn der Rückgang der Sichtweite nicht auf in der Luft schwebende Wolkentröpfchen, sondern lediglich auf starken Niederschlag wie z.B. Schauer oder auf Schneeverwehungen zurückzuführen ist. Statt Nebel ist in diesen Fällen dann die jeweilige Hauptwettererscheinung, z.B. "Graupel", "starker Schneefall" bzw "Schneeschauer" zu melden.


    Nun müssten wir das nur noch für alle anderen auswählbaren Wetterzustände und Warnsymbole so konkret festlegen. Da gibt es einige Überschneidungen oder zusammenfassende Begrifflichkeiten (z.B. beim doppelt vorhandenen Eisregen mit/ohne Warnung sowie beim "Unwetter") und auch Probleme: Ein Hagelschauer als aktueller Wetterzustand kann z.B. gar nicht gemeldet werden, lediglich als Warnung. Und ob aktuell Sturmböen oder gar "echter" Sturm bzw Orkan, sehr strenger Frost oder sehr große Hitze herrscht, sollte im Normalfall an den reinen Messdaten ablesbar sein und keiner Augen- und Ohrenbeobachtung bedürfen. Oder sollen diese Felder schon vor Eintritt eines Ereignisses - quasi prognostisch - ausgewählt werden? Gewarnt wird oft und viel, nicht immer zurecht - ob es an Ort X im Sommer wirklich am Nachmittag oder Abend ein Gewitter-Unwetter geben wird oder nicht, kann besonders im Fall klassischer "Wärmegewitter" selbst am Vormittag noch niemand mit Sicherheit sagen. Derartige punktgenaue Warnungen sind bis zum tatsächlichen Auftauchen auf dem Blitz- und Niederschlagsradar immer noch ein Lotteriespiel ...

    Gruß Jörg

  • Sehr ausführliche Erklärung zum Thema Nebel (Hochnebel) . :thumbs_up:

    Fazit für uns:

    Falls ein Beobachter stärkeren Dunst, Bodennebel oder Nebelschwaden bzw. Nebelbänke (mit oder oder ohne gleichzeitigen Hochnebel) festgestellt hat und er ganz sicher ist, dass sich dieser zu echtem Nebel verstärken wird, sollte bei AWEKAS eine "Warnung vor starkem Nebel" (Nebelpiktogramm mit rotem Warnsymbol) gemeldet werden.

    Diese"Warnung vor starkem Nebel " dann erst bei Sichtweiten unter 150m ?

    Es müssten eventuell auch einzelne Warnungen (Piktogramme) genauer definiert werden z.B. beim Starkregen ab 1,7mm in 10 Minuten/10mm in 60 Minuten, sowie beim Dauerregen z.B. bei einer Intensität von mindestens 0,5mm pro Stunde über einen Zeitraum von mindestens 6 Stunden als Warnkriterium.

  • Stefan
    Meine Quintessenz aus den letzten 20 Jahren, weil permanent nach den Details gefragt wird.

    Zu deiner Frage:
    Die 150 m sind zwar tatsächlich die amtliche Warngrenze für starken Nebel (lt. DWD-Wetterapp), aber da dies ja eine Kombination aus Beobachtung und lokaler Prognose ist und damit nicht fehlerfrei, werden wir auch bei "nur" 300 m oder 600 m nicht dazwischenfunken. Gegenüber früheren Jahrzehnten hat die Nebelhäufigkeit heutzutage im Flachland massiv nachgelassen, da ist so ein starker Nebel höchst selten (Hauptgrund: Luftreinhaltemaßnahmen, Autokatalysatoren, Rauchgasentschwefelung sowie modernisierte Schornsteine/Kamine).

    Definitiv sperren werden wir jedoch weiterhin Test- und Spaßmelder, die (oft direkt nach ihrer Anmeldung hier) einfach mal alles anklicken und melden, was der AWEKAS-Symbolkasten so hergibt. Außerdem werden die Wettermeldefelder von solchen Stationsbesitzern gesperrt, die statt des selbstbeobachteten Wetterzustands ständig automatisiert Lokalvorhersagen ihrer Station mitsenden (erst vor wenigen Tagen gehabt - da meldete tatsächlich jemand nur gute 20 km von mir entfernt fast eine ganze Nacht hindurch bei überall sternenklarem Himmel "stark bewölkt" und sogar "bedeckt").

    Fördern möchten wir die präzise Augenbeobachtung und mit den Warnungen könnt ihr eure Sinne und Fähigkeiten in der Nowcasting-Prognose schärfen und verbessern (Besitzer eines Rundum-Dachblicks sollten sich selbst eine Sichtmarkentafel mit markanten Schätzzielen anfertigen, den Link zum Wolkenatlas in den Favoriten haben und eben alle meldbaren Wettererscheinungen auch schnellstmöglich zumelden), weil die staatlichen Wetterdienste fast nur noch auf rein automatische Sensoren und Verfahren setzen, die qualitativ nicht mit menschlichen Augen und Ohren mithalten können.
    Zudem werden die Augenbeobachtungen für die Verifikation eurer Lokalprognose im Stationsweb benötigt. Wenn da abends "morgen: sonnig" zu lesen ist, stattdessen aber Nebel oder starke Bewölkung vorherrscht und von euch auch ein- bis mehrmals täglich so gemeldet wird, merkt sich der Vorhersagealgorithmus das fürs nächste Mal. Ihr kennt das ja selbst: Es gibt immer lokale Feinheiten...

  • @cetoh

    Hallo Rolf!

    Jeder User und Admin unterhält eine oder gar mehrere Wetterstationen. Problematisch ist allerdings die (öffentliche) Bekanntgabe von Standorten abseits der einsehbaren Koordinaten im Awekas-Stationsverzeichnis, weil sowas leider häufig zu Vandalismus führt.

    Fachkenntnisse für obigen Artikel stammen neben meiner eigenen Beobachterpraxis auch aus diversen Unterlagen und Dokumenten (wie oben beschrieben: DWD, WMO o.ä.), die mittlerweile auch schon einige Jährchen online zugänglich sind.

    Privatseminare kann ich zwar schon aus Zeitgründen nicht anbieten, aber Du kannst auch alles hier im Forum oder ggf per PN fragen... was ich hier nicht weiß, wissen meist die anderen Admins oder andere User.

    Beste Grüße,
    Jörg