Sondenjagd / Empfang von Wettersonden

  • Hallo Zusammen,


    interessiert sich von euch auch jemand für die Jagd auf Wettersonden? :smiling_face:


    Der DWD und die Bundeswehr lassen ja täglich mehrere Wettersonden aufsteigen, welche dann die Messwerte per Funk an den Boden übermitteln. Diese sonden steigen teils bis auf 40 km auf, bevor der Helium-Ballon, an dem sie befestigt sind, platzt und die Sonde meist an einem Fallschirm wieder zu Boden geht.


    Eine solche Sonde sieht heutzutage bspw. so aus und wiegt meist um die 300g:


    http://www.radiosonde.eu/RS00-D/RS03F03a.JPG


    Folgende Daten werden dabei realtime übertragen:


    Luftdruck (absolut) in hPa
    aktuelle Höhe in Meter
    Temperatur
    Taupunkt
    Relative Luftfeuchtigkeit
    Steigrate


    Manche Sonden übermitteln auch Ozonmesswerte und weitere für die Klimaforschung relevante Werte.



    Darüber hinaus werden GPS-Daten übermittel.


    Zwar nicht in Form von klassischen Koordinaten, aber immerhin GPS-RAW-Daten.


    Dadurch kann über Alamanac-Daten, welche im Internet erhältlich sind, sofern die Startposition der Sonde bekannt ist, die Position der Sonde bestimmt und in Google Earth visulaisiert werden. Zu welchem Startpunkt die Sonde gehört, lässt sich in aller Regel an der verwendeten Frequenz ermitteln.



    Über diesen Weg kann man auch den Punkt des Niedergangs der Sonde, je nach Nähe dazu, relativ genau ermitteln und im Idealfall dann die Sonde aufsammeln. :winking_face:



    Ich würde es Geocaching für Wetter- und Technikbegeisterte nennen.



    Nun wird sich so mancher denken, dass das unheimlich kompliziert und das für benötigte Equipment schweineteuer ist.


    Dem ist aber nicht so.



    Was man benötigt ist:


    Hardware:


    - SDR-fähigen DVB-T-Stick (Chipsatz R820T) Kosten ca. 20 EUR
    - ggf. Außenantenne für den 400 Mhz-Bereich für gute Empfangswerte Kosten: Selbstbau ca. 10 EUR, Fertig aus dem Internet: 50 EUR
    - PC mit USB-Anschluss



    Software:
    - SDR-Sharp
    - SondeMonitor 21-Tage-Testversion kostenlos, danach ca. 30 EUR, es gibt aber auch Freewarelösungen
    - Software für virtuelle Soundquelle, dafür gibt es viele gute Freewarelösungen



    Damit kann es eigentlich schon losgehen.


    Nun kann man sich im Bereich zwischen 400 und 406 Mhz auf die Lauer legen.



    Super Infos zu Startzeiten und verwendete Frequezen der Sonden gibt es hier:


    http://www.funkfrequenzen01.de/index096.htm




    Nun noch Bilder (siehe Anhang), wie das Ganze so aussieht. :winking_face:



    Auf dem ersten Bild kann man sehen, wie das (digitale) Signal der Wettersonde aussieht.



    Auf dem zweiten Bild sieht man einmal einen Ausschnitt mit den übermittelten Messwerten und der aktuellen errechneten GPS-Position und die Visualisierung in Google Maps. Die Zeile AUX sind die Ozonwerte und Klimdaten der Sonde. Leider können die (noch) nicht decodiert werden.
    Diese Wettersonde wurde vom DWD in Hohenpeißenberg gestartet und befand sich noch in relativ geringer Höhe. Hohenpeißenberg ist eine der DWD-Stationen, die ihre Sonden zusätzlich mit Ozon- und Klimamessgeräten ausstatten.


    Auf dem dritten Bild sieht man diese Sonde nunmehr auf einer Höhe von 12.630 m befindet und vom Wind bereits über 40 km nach Osten getragen wurde und sich zu diesem Zeitpunkt zwischen Sachsenkam und Dietramszell befand.



    Der Alte: Ich denke, Du als Funker könntest dich bestimmt auch für so etwas interessieren. :winking_face:



    By the way:


    Mit einem SDR-fähigen DVB-T-Stick kann man nahezu jede Frequenz zwischen 50 und 1500 Mhz empfanden. In der Praxis funtioniert das auch sehr gut und im Verhältnis zu dem niedrigen Anschaffungspreis mit einer ausgezeichneten Qualität.
    Man kann auch die Daten der Wetterstations-Außensensoren empfangen.
    Sofern die herstellerseitige Codierung der Messwerte bekannt ist, kann man damit auch die Daten direkt von den Außensensoren auswerten. Das eröffnet ganz neue Maßstäbe hinsichtlich Reichweite.




    Ergänzung: Die Sonde wurde nun schließlich über 170 km weit Richtung Osten in das deutsch-österreichische Grenzgebiet bei Berchtesgaden getragen und ist in diesem Gebiet nun niedergegangen.
    Der letzte Funkkontakt zur Sonde bestand auf einer Höhe von über 35 Kilometern, also schon am Rand der Stratosphäre. (siehe Bild 4 im Dateianhang)
    Offensichtlich platze dann der Ballon und die Sonde verlor sehr rasch an Höhe. Leider bekam ich während dem Fall der Sonde keinen verwertbaren Kontakt mehr, da die Sonde sich zu diesem Zeitpunkt bereits sehr weit entfernt (ca. 160 km) von meinem Standort bedand. Durch den rapiden Höhenverlust verschlechterte Sich mein Winkel zu Sonde und somit der sowieso schon entfernungsbedingte eher schwache Emfpang und so riss der Kontakt ab.
    Wäre die Sonde nun nur einige Kilometer von meinem Standort niedergegangen, dann hätte ich sie bis fas zum Aufschlag (ca. 50-100 m über Grund) verwertbar empfangen können.


    Das noch als kleiner Abschlussbericht meiner heutigen Sondenjagd. :winking_face:



    Ich freue mich auf eure Meinungen und Fragen zu der Thematik.



    Gerne helfe ich euch, wenn ihr euch auch mal mit der Materie befassen wollt. :smiling_face:



    Grüße
    Daniel